23. Dezember 2025

Nach neoadjuvanter Chemotherapie können viele Brustkrebspatientinnen auf eine ausgedehnte Achseloperation verzichten, sofern die Lymphwege konsequent bestrahlt werden. Achselrezidive bleiben selten – mit einer wichtigen Ausnahme: Bei triple-negativem Brustkrebs steigt das Rezidivrisiko ohne Axilladissektion deutlich.

In der personalisierten Brustkrebstherapie stellt sich nach neoadjuvanter Chemotherapie (NAC) zunehmend die Frage, wie radikal die Axilla behandelt werden muss. Die internationale OPBC-07/microNAC-Studie unter der Leitung von Prof. Walter P. Weber zeigt: Bei Patientinnen mit Rest-Mikrometastasen (ypN1mi) sind Achselrezidive insgesamt selten – und bleiben auch ohne Axilladissektion (ALND) niedrig, wenn die regionäre Lymphabflussbestrahlung (RNI) konsequent erfolgt. Eine wichtige Ausnahme ist der triple-negative Subtyp, bei dem das Achselrezidivrisiko ohne ALND deutlich ansteigt. Die Ergebnisse der Studie wurden am 22. Dezember 2025 im renommierten Fachjournal «The Lancet Oncology» veröffentlicht.

Evidenz aus 30 Ländern: direkte Konsequenzen für die Praxis

Analysiert wurden 1585 Patientinnen aus 84 Zentren in 30 Ländern. Rund die Hälfte erhielt eine Axilladissektion, etwa 80 % eine regionäre Bestrahlung. Die 3‑Jahres‑Achselrezidivrate lag insgesamt bei rund 2 % und unterschied sich zwischen ALND und Verzicht auf ALND nicht relevant. Unabhängig davon war das Weglassen der RNI mit einem erhöhten Achselrezidivrisiko assoziiert. Auch invasive Rezidive (lokoregionär oder fern) traten ähnlich häufig auf. Für den triple‑negativen Brustkrebs zeigte sich ohne ALND eine höhere Achselrezidivrate (8,7 % ohne ALND gegenüber 2,4 % mit ALND).

TAXIS Studie Walter P. Weber

«Unsere Ergebnisse zeigen: Viele Patientinnen können auf eine grosse Achseloperation verzichten, wenn die Lymphwege gezielt bestrahlt werden. Beim dreifach-negativen Brustkrebs sind wir vorsichtiger – hier kann die Operation weiterhin sinnvoll sein.»

Prof. Walter P. Weber, Studienleiter, ärztlicher Departementsleiter und Chefarzt der Brustchirurgie am Universitätsspital Basel

Präzisionsmedizin statt Routine

microNAC ergänzt die Erkenntnisse aus TAXIS und ICARO und schliesst die Evidenzlücke zwischen isolierten Tumorzellen und Mikrometastasen. Insgesamt sprechen die Ergebnisse für deeskalierte Axillastrategien bei sorgfältiger Patientinnenauswahl und konsequenter RNI.

OPBC-07/microNAC-Studie

Axillastrategien nach neoadjuvanter Chemotherapie (NAC) bei Mikrometastasen

Ein Projekt im OPBC-Netzwerk

Leitung
Prof. Walter P. Weber, Chefarzt Brustchirurgie, Leiter Departement Brust, Bauch und Becken, Universitätsspital Basel

Studiendesign
Internationale, multizentrische, retrospektive Kohortenstudie

Studienzentren
84 Zentren in 30 Ländern (2013-2023)

Population
1’585 Patientinnen mit Mikrometastasen (ypN1mi) nach NAC

Nachbeobachtung
Median 3,1 Jahre

DKF-Scientific Services
Consulting, Projektmanagement, Regulatorik

Zur Originalpublikation
Oncological outcomes with and without axillary lymph node dissection in patients with residual micrometastases after neoadjuvant chemotherapy (OPBC-07/microNAC): an international, retrospective cohort study, Montagna G, et al., The Lancet Oncology, Volume 27, Issue 1, 2026, Pages 57-67, ISSN 1470-2045, https://doi.org/10.1016/S1470-2045(25)00598-4.

Weitere Informationen
Oncoplastic Breast Consortium (OPBC)

TAXIS-Studie auf clinicaltrials.gov

Nodal Burden and Oncologic Outcomes in Patients With Residual Isolated Tumor Cells After Neoadjuvant Chemotherapy (ypN0i+): The OPBC-05/ICARO Study. Montagna G, et al., J Clin Oncol. 2025 Mar;43(7):810-820. doi: 10.1200/JCO.24.01052. Epub 2024 Nov 7. PMID: 39509672; PMCID: PMC11856002.

Omission of Axillary Dissection Following Nodal Downstaging With Neoadjuvant Chemotherapy. Montagna G, et al., JAMA Oncol. 2024 Jun 1;10(6):793-798. doi: 10.1001/jamaoncol.2024.0578. PMID: 38662396; PMCID: PMC11046400.
 

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