30. Oktober 2025
Die prospektive Multizenterstudie PROSPECTOR liefert wichtige Impulse für die Diagnostik klonaler Mastzellerkrankungen, insbesondere der systemischen Mastozytose, einer seltenen Erkrankung mit vielfältiger Symptomatik.
Durch die krankhafte Vermehrung und Ansammlung von Mastzellen in inneren Organen, insbesondere dem Knochenmark, leiden Betroffene mit Mastozytose unter Juckreiz, Durchfall, Kreislaufproblemen und nicht selten unter Anaphylaxie, also schweren allergischen Reaktionen. Die Diagnosestellung erfolgt oft spät, da die Beschwerden zum Teil unspezifisch sind und eine Knochenmarkbiopsie zum Nachweis der vermehrten Mastzellen nötig ist. Die Mastzellvermehrung wird durch die Mutation KIT D816V ausgelöst, welche 95 Prozent der Patientinnen und Patienten aufweisen.
PROSPECTOR ging der Frage nach, wie häufig der genetische Marker KIT D816V in Blutproben nachgewiesen werden kann und untersuchte dafür Patientinnen und Patienten mit Anaphylaxie oder Symptomen einer Mastzellerkrankung.
Früherkennung durch Bluttest möglich – aber nicht ausreichend
Bei 4 Prozent der 381 Studienteilnehmenden konnte KIT D816V im peripheren Blut nachgewiesen werden. Wurden Fälle mit späterer Diagnose durch Knochenmarkbiopsie berücksichtigt, stieg die Prävalenz auf 8 Prozent.
Bemerkenswert ist, dass 80 Prozent der KIT D816V-positiven Patientinnen und Patienten Tryptasekonzentrationen unter 20 ng/ml, also unterhalb des bisher definierten Grenzwerts für systemische Mastozytose, hatten. Tryptase ist ein Enzym, das Mastzellen freisetzen. Es gilt ebenfalls als Diagnosefaktor. Diese Resultate unterstreichen, dass ein niedriger Tryptasewert alleine eine Mastzellerkrankung nicht ausschliesst.
Genetische Faktoren und neue Screeningansätze
Neben der KIT-Mutation wurde auch die hereditäre Alpha-Tryptasämie (HaT) untersucht – eine erbliche Genvariante, die zu dauerhaft erhöhten Tryptasewerten im Blut führt. HaT wurde bei 36 Prozent der Studienteilnehmenden festgestellt, insbesondere bei Patientinnen und Patienten mit kardiovaskulärer Symptomatik. Daraus leitet sich die Empfehlung ab, bereits bei Tryptasewerten ab 8 ng/ml eine weiterführende Diagnostik zu erwägen.
Klinische Relevanz und Ausblick
Die vorliegenden Studienergebnisse legen nahe, dass Patientinnen und Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Anaphylaxie häufiger auf KIT D816V getestet werden sollten. Die Kombination aus Tryptasewerten, genetischer Analyse (HaT) und KIT D816V-Screening verbessert die Diagnose von Mastzellerkrankungen deutlich. Dennoch bleibt die Knochenmarkbiopsie essenziell für die endgültige Diagnose.

Prof. Karin Hartmann, Studienleiterin, Leiterin Allergologie und stv. Chefärztin Dermatologie, Universitätsspital Basel und Universität Basel

Leitung
Prof. Karin Hartmann, DKF-Forschungsgruppenleiterin
Professorin für Allergologie, Leiterin Allergologie und stv. Chefärztin Dermatologie, Universitätsspital Basel und Universität Basel
Studiendesign
Internationale, multizentrische, prospektive klinische Studie
Studienzentren
22 Studienzentren in Europa und USA
Patientinnen und Patienten
381 Patientinnen und Patienten mit Anaphylaxie oder Symptomen von systemischer Mastzellaktivierung, genauer:
Messungen
Zur Originalpublikation
Prevalence of KIT D816V in anaphylaxis or systemic mast cell activation, Karin Hartmann et al. Journal of Allergy and Clinical Immunology, in press, Published online: October 24, 2025