20. September 2022
Früher vs. später DOAC-Start nach akutem ischämischem Schlaganfall in Verbindung mit Vorhofflimmern
Ein grosse internationale Beobachtungsstudie liefert überzeugende Hinweise darauf, dass die frühe Verabreichung von direkten oralen Antikoagulanzien sinnvoll ist.
Direkte orale Antikoagulanzien (DOACs) werden standartmässig nach einem akuten ischämischen Schlaganfall im Zusammenhang mit Vorhofflimmern eingesetzt. Der optimale Zeitpunkt, wann mit der Verabreichung begonnen werden soll, ist bisher jedoch unklar. Häufig wird befürchtet, dass eine frühe DOAC-Verabreichung das Risiko für Hirnblutungen übermässig erhöht, weshalb in der klinischen Praxis eher spät mit der Gabe von DOAC gestartet wird.
In der Beobachtungsstudie von DKF Forschungsgruppenleiter Prof. Dr. Gian Marco De Marchis wurde ein früher (≤5 Tage nach dem akuten ischämischen Schlaganfall) mit einem späten DOAC-Start (>5 Tage nach dem akuten ischämischen Schlaganfall) in Bezug auf die Rezidivrate von akuten ischämischen Schlaganfällen sowie Hirnblutungen innerhalb von 30 Tagen verglichen.
Die Ergebnisse bestätigen die Befürchtungen eines erhöhten Hirnblutungsrisikos nach frühem DOAC-Start nicht. Die Daten zeigen vielmehr, dass ein wesentlich höheres Risiko für erneute ischämischen Schlaganfälle besteht, wenn der DOAC-Start herausgezögert wird.
Der Erstautor der Publikation, Prof. Gian Marco De Marchis spricht im folgenden Video über die Studie:
Bei der Beobachtungsstudie handelt es sich um eine grosse Analyse von 2550 Patientinnen und Patienten acht prospektiven europäischen und japanischen Kohortenstudien. Der derzeit laufende ELAN-Trial, eine internationale multizentrische randomisierte Studie, widmet sich genau dieser praxisrelevanten Fragestellung.
Early versus late start of direct oral anticoagulants after acute ischaemic stroke linked to atrial fibrillation: an observational study and individual patient data pooled analysis
De Marchis, GM, Seiffge, DJ, Schaedelin, S, Wilson, D, Caso, V, Acciarresi, M, Tsivgoulis, G, Koga, M, Yoshimura, S, Toyoda, K, Cappellari, M, Bonetti, B, Macha, K, Kallmünzer, B, Cereda, CW, Lyrer, P, Bonati, LH, Paciaroni, M, Engelter, ST, & Werring, DJ
Journal of neurology, neurosurgery, and psychiatry, 93(2), 119–125
doi: 10.1136/jnnp-2021-327236. PMID: 34635567