6. Februar 2025
Kathetertherapie bei Hirnschlag durch Verschluss kleinerer Gefässe zeigt keinen Vorteil
Die endovaskuläre Kathetertherapie verbessert die Prognose für Patientinnen und Patienten mit Verschluss eines grossen Hirngefässes nachweislich. Ein Nutzen konnten allerdings nicht belegt werden, wenn der Hirnschlag durch den Verschluss eines mittelgrossen oder kleineren Gefässes verursacht wurde. Dies zeigt die DISTAL-Studie, deren Ergebnisse soeben im New England Journal of Medicine publiziert wurden.
An der DISTAL-Studie haben zwischen 2021 und 2024 insgesamt 543 Schlaganfallpatientinnen und -patienten teilgenommen. Sie wurden in 55 Akutspitälern in 11 Ländern Europas und des Nahen Ostens behandelt, nämlich endovaskulärer Therapie, bei der ein Katheter durch die Blutbahn zum Verschluss geführt und das Blutgerinnsel entfernt wird, in Kombination mit medikamentöser Standardtherapie oder mit alleiniger Standardtherapie.
Kein Unterschied zwischen beiden Behandlungsgruppen
Gemessen 90 Tage nach Auftreten des Hirnschlags, zeigen erste Ergebnisse nun keinen Unterschied im Ausmass der Beeinträchtigung oder Sterblichkeit zwischen den beiden Behandlungsgruppen. In beiden Gruppen erlitten etwa 45 Prozent der Patientinnen und Patienten eine mittelschwere bis schwere Beeinträchtigung oder verstarben. Dies bedeutet, dass derzeit keine klare Empfehlung für den Einsatz der endovaskulären Therapie bei Hirnschlag durch Verschluss eines mittelgrossen oder kleineren Gefässes ausgesprochen werden kann, auch wenn die Studie zeigt, dass durch die endovaskuläre Therapie keine erhöhte Komplikationsrate, einschliesslich schwerer Hirnblutungen, auftraten.
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«Unsere Studie zeigt, dass die endovaskuläre Therapie bei mittelgrossen und kleineren Gefässverschlüssen aktuell noch nicht als Standardtherapie empfohlen werden kann. Dennoch bleibt sie in besonderen Fällen eine Option, da keine erhöhten Risiken nachweisbar sind.»
Prof. Dr. med. Marios Psychogios
Weitere Forschung wichtig für die Betroffenen
Die Forschenden wollen nun die Studienergebnisse weiter analysieren, um herauszufinden, ob bestimmte Untergruppen von Patientinnen und Patienten von der endovaskulären Therapie profitieren könnten. Darüber hinaus ist geplant, bildgebende Marker zu untersuchen, um die individuelle Therapieentscheidung zu verbessern. Die Ergebnisse der DISTAL-Studie liefern wichtige Erkenntnisse für die klinische Praxis der Schlaganfalltherapie und zeigen den Forschungsbedarf hinsichtlich weiterer Therapien auf.
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«Die Ergebnisse verdeutlichen den dringenden Bedarf an neuen, effektiven Therapien, da die Prognose für diese Patienten deutlich schlechter ist als bisher angenommen.»
Prof. Dr. med. Urs Fischer
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DISTAL-Studie
EnDovascular therapy plus best medical treatment (BMT) versus BMT alone for MedIum VeSsel Occlusion sTroke - a prAgmatic, international, multicentre, randomized triaL (DISTAL)
Leitung
Prof. Marios-Nikos Psychogios, Leitung diagnost. und interv. Neuroradiologie, und Prof. Urs Fischer, Inselspital Bern, früher Chefarzt Neurologie, USB
Studiendesign
Internationale, multizentrische, pragmatische, randomisierte klinische Studie
Studienzentren
55 Zentren in der Schweiz, Deutschland, Belgien, Portugal, Spanien, Finnland, Israel, Italien und Schweden
Anzahl Studienteilnehmende
543
Projektdauer
2021-2026
Vom DKF unterstützt durch
Initial: Methodische Beratung, Regulatorik
Laufend: Statistik, Data Management, Monitoring, Projektmanagement
Funding
SNF IICT