Jedes Zellprodukt ein Unikat
Ein personalisierter Ansatz in der Immuntherapie gegen Hautkrebs eröffnet neue Perspektiven für Patienten und Forschende
Prof. Heinz Läubli verfolgt mit seiner Forschungsgruppe einen innovativen Ansatz in der personalisierten Medizin, der für Melanompatientinnen und -patienten, welche die gängigen Therapieoptionen ausgeschöpft haben, neue Perspektiven aufzeigt.
Der Aufwand für Logistik, Produktion der Zelltransplantate sowie Qualitätssicherung ist unvergleichlich. Denn im Gegensatz zu der Produktion von Medikamenten, die einheitlich als Charge hergestellt werden, wird hier für jede Patientin und für jeden Patienten ein eigenes Zellprodukt entwickelt – ein Unikat, dessen Entwicklung und Einsatz das Departement Klinische Forschung in einzelnen Phasen begleiten konnte.
Für die Herstellung eines Zellproduktes werden aus einem Stück Tumorgewebe Tumor-infiltrierende Lymphozyten (TIL), die potenzielle Tumorantigene erkennen und Tumorzellen eliminieren können, isoliert und in mehreren Expansionsphasen mit Zytokinen und ko-stimulierenden Molekülen so aktiviert, dass in einem Bioreaktor eine Gesamtzellzahl von bis zu 2x1011 Zellen generiert werden können.
Die BaseTIL-Studie
A Phase I Study of Adoptive Tumorinfiltrating Lymphocyte Transfer in Patients with Advanced Melanoma
Tumor-infiltrierende Lymphozyten (TIL) werden aus resezierten Melanom-Proben expandiert und demselben Patienten nach einer nicht-myeloablativen Chemotherapie mit Cyclophosphamid und Fludarabin transferiert. Der TIL-Transfer wird mit einer Interleukin-2- und Nivolumab-Behandlung kombiniert.
Anzahl Patientinnen/Patienten
Geplant 9 mit histologisch bestätigtem inoperablem oder metastatischem Melanom nach mindestens einer gezielten Immuncheckpoint- Therapie und BRAF-Inhibition bei BRAF-Mutationsmelanom. Der erste Patient wurde im November 2020 behandelt.
Studiendauer
30 Monate
Investigators
Prof. Heinz Läubli, Prof. Alfred Zippelius; Prof. Frank Stenner, Medizinische Onkologie und Labor Tumorimmunologie Universitätsspital Basel
Wir können zeigen, dass wir die technischen Möglichkeiten haben, selbst zelluläre Therapien und Produkte herzustellen.
Heinz Läubli, Leitender Arzt Medizinische Onkologie, USB
Diese Studie zeigt eindrücklich das enorme körpereigene Potential, welches in jedem Menschen schlummert.
Reto Ritschard, Biomedizinischer Analytiker, DBM
Die eigene Zelle als Wirkstoff
Nach einer Vorbehandlung in Form einer Chemotherapie, die gezielt die Lymphozyten entfernt, wird dem Patienten das Zellprodukt über eine autologe Infusion verabreicht. Selbst für das Studienteam ist es nach wie vor faszinierend zu erleben, wie eine Handvoll vom Tumor kontrollierte und inaktivierte Immunzellen in so kurzer Zeit zu Milliarden vermehrt und dazu aktiviert werden können, den Tumor erfolgreich zu bekämpfen. Nach einer zweiwöchigen Therapie mit dem Zytokin Interleukin-2 zur Wachstumsstimulation der T-Lymphozyten folgt die langfristige Behandlung mit dem Immuncheckpoint-Inhibitor Nivolumab.
Unterstützung durch das DKF
Alle regulatorischen Auflagen und gesetzlichen Bestimmungen für eine derart innovative Studien zu erfüllen, ist eine besondere Herausforderung, auch für das erfahrene Regulatorik-Team am DKF. Speziell an dieser Studie ist der Umstand, dass ein nicht zugelassenes Heilmittel, das TIL-Produkt, in Kombination mit Nivolumab verwendet wird, das in dieser Anwendung ebenfalls nicht zugelassen ist. Die kombinierte Neuanwendung zweier Substanzen erfordert die Prüfung und Einreichung zahlreicher Unterlagen.
Ein entscheidendes Dokument bei Studien mit Heilmitteln ist das Investigator Medicinal Product Dossier (IMPD), das von Jörg Willers, PhD, Leiter Clinical Study Competence Center am DKF, verfasst wurde. Um die grösstmögliche Sicherheit der Patientinnen und Patienten zu gewährleisten, wurde das DKF zudem beauftragt, ein Data Safety Monitoring Board (DSMB) als unabhängige Kontrollinstanz einzuberufen. Dieses wird von Alexandra Schulz, wissenschaftliche Mitarbeiterin Beratung & Projektmanagement am DKF, verantwortet.
Wussten Sie schon, dass ...
Die Folgestude des BaseTIL-Studie zur immuntherapeutische Behandlung von Lebermetastasen bei fortgeschrittener Krebserkrankung mit dem Annemarie Karrasch Forschungspreis 2021 ausgezeichnet wurde?
Ich finde es wichtig, dass neuartige Therapiekonzepte auch im akademischen Umfeld entwickelt und umgesetzt werden.
Alexandra Schulz, Wissenschaftliche Mitarbeiterin DKF
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Departement Klinische Forschung, Mai 2020, Update Mai 2021