3. Juli 2023
NFS AntiResist: Vom Patienten zum Medikament
Im Kampf gegen Antibiotika-resistente Keime ist ein multidisziplinäres Netzwerk entstanden, das Klinik und Grundlagenforschung eng miteinander verknüpft.
In der ersten Phase des für einen Zeitraum von 12 Jahren geplanten und vom Schweizerischen Nationalfonds geförderte Forschungsschwerpunktes NFS AntiResist werden unter anderem klinisches Material und Daten von hospitalisierten Patientinnen und Patienten mit bestimmten bakteriellen Infektionen (siehe Kasten) gesammelt und für die Forschung bereitgestellt. Sie liefern einen wichtigen Teil der Datengrundlage für die Suche nach neuen Wegen der Infektionsbekämpfung.
Besonderer Umgang mit klinischen Daten
Daten, die in Spitälern gesammelt werden, seien es Kontaktdaten, Behandlungsdaten oder Daten zu entnommenen Proben und isolierten Bakterienstämmen gelten von Gesetzes wegen als besonders schützenswert, da sie immer mit einer Person verknüpft sind. Man spricht auch von sensitiven Daten. Der Umgang mit solchen sensitiven Daten erfordert spezielle technische und vertragliche Massnahmen. Diese zu etablieren und lückenlos sicherzustellen, ist die Aufgabe des Medical Data Office. Hier arbeiten Expertinnen und Experten des Departements Klinische Forschung aus den Bereichen Regulatorik, Data Management, Data Science und IT zusammen.
Bevor sensitive Daten die Spitäler verlassen können, muss eine Reihe von Sicherstellungen gewährleistet sein. So müssen beispielsweise die benötigten Genehmigungen für die Datenverwendung zu Forschungszwecken vorliegen. Die Datensammlung und Probenentnahmen müssen in allen Spitälern in harmonisierter und standardisierter Weise erfolgen, Qualitätskontrollen müssen eingeführt sein. Der Datentransfer muss durch geeignete technische Systeme und Verträge abgesichert sein. Schliesslich müssen alle Materialien und Patientendaten de-identifiziert (verschlüsselt) werden, bevor diese den Forschenden zur Verfügung gestellt werden können. All das ist Aufgabe des Medical Data Office.
Breite Datengrundlage
Durch Zusammenführung der klinischen Informationen von Patientinnen und Patienten mit den Informationen aus der Grundlagenforschung entsteht eine einzigartige Datengrundlage für die Entwicklung neuer in-vitro Modelle und antimikrobieller Stoffe. Das Medical Data Office ist daher in engem Austausch mit dem am Biozentrum angesiedelten Research Data Officer, welcher für das Management der Daten aus der Grundlagenforschung wie beispielsweise aus dem Cell-Imaging und der Genomics-, Proteomics- oder Metobolomics-Forschung zuständig ist. Die sichere Verknüpfung der Daten aus Klinik und Labor ist die gemeinsame Aufgabe von Medical Data Office und Research Data Officer. Die geeignete technische Umgebung dafür wird von sciCOREmed der Universität Basel gestellt.
Nationaler Forschungsschwerpunkt (NFS) AntiResist
Besseres Verständnis von physiologischen Eigenschaften bakterieller Krankheitserreger in vivo und Entwicklung neuer antibiotischer Wirkstoffe
Leitung
Prof. Christoph Dehio
Stellvertretende Leitung
Prof. Dirk Bumann, Prof. Urs Jenal, Biozentrum Universität Basel, Prof. Dr. med. Nina Khanna, Universitätsspital Basel
Forschungsinstitutionen
Biozentrum Universität Basel, ETH Zürich, Universität Zürich, EPFL Lausanne, Universität Lausanne, Ben-Gurion University of the Negev
Klinische Institutionen
Universitätsspital Basel, Universitätsspital Zürich, Soroka University Medical Center in Israel
Klinisches Material
Rund 7500 Proben von Patientinnen und Patienten mit Harnwegsinfekt, Pneumonie oder invasiver Gewebsinfektion mit E. coli, Klebsiella species, S. aureus und P. aeruginosa aus der Schweiz. Zusätzlich Proben von rund 500 Patientinnen und Patientin aus Israel mit B.melitensis-Infektionen.
Weitere Informationen
www.nccr-antiresist.ch
https://dkf.unibas.ch/de/services/
https://scicore.unibas.ch/projects/scicoremed/
Derzeit wurden bereits über 2000 klinische Proben entnommen und so aufbereitet, dass die entsprechenden Informationen in die Forschungsdatenbank eingespeist werden können. Bis 2025 hoffen die Forschenden aus der Klinik die restlichen Proben und Daten liefern zu können und so den Weg frei zu machen für Entdeckungen, die das drohende Problem der zunehmenden Antibiotikaresistenzen entschärfen, wenn nicht lösen soll.
«Der klinische Teil des NCCR Antiresist ist äusserst erfolgreich. Durch die Sammlung und Analyse von bisher mehr als 1600 Patientenproben konnten wichtige Referenzwerte für die In-vitro-Modelle ermittelt werden.»
Prof. Dr. med. Nina Khanna, Leitende Ärztin Infektiologie & Spitalhygiene, Leiterin Transplantationsinfektiologie, Universitätsspital Basel
«Das Medical Data Office pflegt einen engen Austausch mit dem Research Data Officer am Biozentrum, damit klinische Daten mit anderen Forschungsdaten verknüpft werden können und so für das Projekt zugänglich sind.»
David Büchel, PhD, Data Manager am Departement Klinische Forschung und Koordinator des NFS AntiResist Medical Data Office