Behandlung und klinischer Verlauf von Hirnschlagpatienten während der COVID-19 Ausnahmesituation

Die Schweizerische Herzstiftung hat der Forschungsgruppe unter der Leitung von Prof. Leo Bonati Fördergelder für das Projekt «Impact of the COVID-19 outbreak on pathomechanisms, treatment, and outcome of acute stroke at Stroke Units and Stroke Centers in Switzerland», das in Zusammenarbeit mit dem DKF entwickelt wurde, zugesprochen.

Für dieses Projekt werden Daten aus der Swiss Stroke Registry (SSR) für die Beantwortung von COVID-19 relevanten Fragestellungen im Zusammenhang mit Hirnschlagpatientinnen und –patienten tiefergehend analysiert.

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Prof. Leo Bonati, Leiter Stroke Unit am USB, und Patrick Wright, Senior Data Scientist am DKF

Alle Projektbeteiligte:

 

  • DKF: Gilles Dutilh, PhD, PD Lars G. Hemkens, Prof. Christiane Pauli-Magnus, Patrick R. Wright, PhD
  • Neurologie, USB: Prof. Leo H. Bonati, PD Gian Marco De Marchis
  • Universitätsklinik für Neurologie, Universitätsspital und Universität Bern: Prof. Marcel Arnold, Prof. Urs Fischer, Prof. Simon Jung, PD David Seiffge
  • Department Neurologie, Universitätsspital und Universität Lausanne: Prof. Patrik Michel, Dr. Davide Strambo

Seit 2014 registrieren sämtliche in der Hirnschlagtherapie zertifizierten Schweizer Spitäler standardisierte Daten von Patientinnen und Patienten mit akutem Hirnschlag, Hirnblutung und weiteren zerebrovaskulären Erkrankungen im SSR. Ziel des Registers ist es, wichtige Antworten auf direkt patientenrelevante Fragestellungen liefern zu können. Insgesamt wurden seit 2014 schon fast 70’000 Fälle im SSR erfasst. Das Datenzentrum des SSR ist dabei am DKF lokalisiert. Patrick Wright, PhD, Senior Data Scientist am DKF ist für dieses Datenzentrum verantwortlich. Gemeinsam mit Prof. Leo Bonati entwickelte er auch die Idee, diese Daten im Zusammenhang mit der COVID-19 Pandemie koordiniert mit allen Projektpartnern aus den Schweizer Spitälern und Stroke Centern zu nutzen.

Der Lockdown hatte massiven Einfluss auf das alltägliche Leben in der Schweiz. Immer wieder wird dabei diskutiert, inwiefern bestimmte Massnahmen auch die medizinische Versorgung insgesamt beeinflussen. Zum Beispiel beobachten Hirnschlag-Expertinnen und -Experten an einigen Spitälern seit Beginn der Pandemie einen Rückgang der Patientenzahl mit ischämischem Schlaganfall, intrazerebralen Blutungen und Patienten mit transienten ischämischen Attacken. Ob diese Veränderungen auf die Pandemie zurückzuführen sind oder ob sie innerhalb der normalen Schwankungsbreite liegen, ist jedoch unklar. Neben dem möglicherweise veränderten Verhalten der Patienten könnte die Hirnschlagversorgung in den Spitälern auch durch die pandemiebedingte Umwidmung von Personal und Infrastruktur beeinflusst worden sein. So wurden manche Stroke Units zum Beispiel in COVID-19 Stationen umgewandelt sowie Personal für die Behandlung von COVID-19 Erkrankten abgestellt.

Weiterhin unklar sind viele Auswirkungen von COVID-19 auf das Herz-Kreislauf-System. In Bezug auf Hirnschläge sind verschiedene spezifische Pathomechanismen denkbar. Beispielsweise liefern kleinere Studien Hinweise auf den Einfluss der Erkrankung auf die Blutgerinnung sowie auf die Entstehung einer endothelialen Dysfunktion. Beides sind Faktoren, welche auch in Zusammenhang mit zerebrovaskulärer Erkrankungen stehen.